Julia Jacobsen -
Bundesfreiwilligendienst

Was treibt dich dazu an, im sozialen Bereich zu arbeiten?

Ich wollte nach der Schule gerne speziell beim Herbert Feuchte Stiftungsverbund anfangen, da ich die Gebärdensprache so interessant finde. Dadurch, dass das Klientel hier gehörlos ist, passte es perfekt.

Ich habe nun besonders während meines Einsatzes hier gemerkt, dass mir die Arbeit im sozialen Bereich unglaublich viel Spaß macht. Es ist schön, Menschen zu helfen oder sie zu unterstützen bei Tätigkeiten, die sie noch nicht so gut können und dann auch zu sehen, wie sie Erfolge haben und dann schließlich diese Dinge alleine und selbstständig tun. Sei es etwas zu essen zuzubereiten oder Wäsche zusammenzulegen. Das bereitet mir einfach unglaublich viel Freude.

Was macht den HFS für dich so besonders?

Natürlich zum einen das besondere Klientel. Aber auch das Miteinander hier ist sehr schön. Man hat mit allen Einrichtungen Kontakt, zum Beispiel, wenn man die Bewohner zu Besuchen begleitet oder wenn man an den angebotenen Aktivitäten teilnimmt. Man lernt immer mehr Leute kennen und das finde ich so schön. Das Klima hier ist sehr familiär. Das bezieht sich auf Kollegen und auf Bewohner. Alle sind miteinander verbunden und untereinander sehr freundlich und interessiert.

Wie sieht dein Einsatz bei uns aus?

Ich helfe in der Tagesbetreuung und beim Mittagessen. Ich bin nicht direkt in den Dienst eingebunden als Bufdi und habe deshalb viele Freiheiten, um mit den Bewohnern spontan etwas zu unternehmen. Das ist das Tolle. Das ist natürlich auch besonders schön für die Bewohner, wenn so jemand da ist. Ich bereite Kaffee und Abendessen vor, fahre sie zu ihren Aktivitäten, wie Basketball oder schwimmen und je nachdem, wie das Team in der Wohngruppe besetzt ist, bleibe ich auch gerne da und mache mit.

Wie war für dich die Einarbeitungs- und Anleitungsphase?

Ich kann wirklich gar nichts Schlechtes sagen. Mir wurde immer geholfen und ich konnte alles fragen. Man hat mich unterstützt, mir Tipps gegeben, aber man hat mich auch machen lassen. Wenn ich etwas auf meine Art machen wollte, hat man das akzeptiert und mich darin bestärkt.

Möchtest du nach deinem Bundesfreiwilligendienst im sozialen Bereich bleiben?

Ja, auf jeden Fall. Vorher wollte ich gerne Gebärdendolmetscherin werden, aber die Arbeit hier macht mir so viel Freude, dass ich mittlerweile zum sozialen Bereich tendiere. Ich bin zurzeit am Schauen, in welche Richtung ich genau gehen möchte, zum Beispiel Heilpädagogik.

Hat dein Einsatz dich auch persönlich beeinflusst?

Ich bin selbstbewusster geworden. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich von meinen Erfahrungen hier im weiteren Leben profitieren werde.

Was war bisher die größte Herausforderung für dich?

Die größte Herausforderung war für mich, dass ich zu Beginn mit einem Bewohner nicht so gut zurechtkam. Die Schwierigkeit war, dass jeder Betreuer seinen ganz eigenen Weg und Zugang zu diesem Bewohner gefunden und eine individuelle, persönliche Beziehung aufgebaut hatte. Es gab da kein Geheimrezept. Die unterschiedlichen Tipps haben mich deshalb nicht so richtig weitergebracht. Ich musste da irgendwie meinen eigenen Weg finden. Und zu dieser Zeit konnte ich die Gebärdensprache noch nicht so gut. Das habe ich erst hier gelernt. Aber ich habe mich dann mit dem Team zusammengesetzt und mein Problem geschildert. Wir haben gemeinsam die Situation analysiert und mir wurden Tipps gegeben, wie ich an den Bewohner herantreten kann. Das war super! Ich habe ihn dann später auf einer sehr langen Arztfahrt begleitet und seitdem kommen wir super klar. Wahrscheinlich brauchten wir einfach ein gemeinsames Erlebnis. Mittlerweile kommt er auch auf mich zu und darüber freue ich mich sehr.

Gehst du nach der Arbeit glücklich nach Hause?

Ja. Ich gehe eigentlich immer glücklich nach Hause und ich freue mich auch, hierher zu kommen. Die Erlebnisse hier sind schon sehr schön. Klar gibt es auch mal Tage, an denen etwas nicht so gut lief, aber durch das tolle Arbeitsklima hier, kann man im Team alles aufarbeiten.

Würdest du den Bundesfreiwilligendienst bei uns weiterempfehlen?

Auf jeden Fall! Hier kann man so viel lernen. Selbst, wenn die Bewohner die gleichen Einschränkungen haben wie eine hörende Person, sind sie doch noch einmal anders. Das hat mit der Gehörlosigkeit zu tun. Das versteht man erst so richtig, wenn man mit Gehörlosen zusammenarbeitet. Es ist schade, dass das Unternehmen bisher relativ unbekannt ist. Es wäre auch schön, wenn die Gebärdensprache sich viel weiter verbreiten würde oder zumindest die Barrieren zwischen hörend und gehörlos abgebaut würden. Für mich ist Inklusion ganz wichtig und ich möchte das weiter vorantreiben. Ich selbst versuche immer Hemmschwellen abzubauen und die Grenze, wozu ich sozial bereit bin, auszuweiten. Dafür ist der Stiftungsverbund der perfekte Ort.